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Erste Blüte — erstes Welken

«Eden» lag im Kambrium. Vor 542 Millionen Jahren bzw. 64 Zenti­metern — die asexuelle Fortpflanzung hatte inzwischen an Attraktivität verloren — überbot man sich an Einfallsreichtum, entwarf und kreierte binnen 30 Millionen Jahren sämtliche Baupläne höheren Lebens. Die radiäre Symmetrie, wie man sie von den Medusen her kennt, wurde aufgegeben; plötzlich gab's ein Vorn und ein Hinten. Ein drittes Keim­blatt ward eingefügt, die Voraussetzung für Skelett und Muskeln. Woher die Eile? War es der Zwang, sich auf Neues, Umwelt­ver­ände­rungen großen Stils, einstellen zu müssen? Der Innovation folgte die Regression. Vor 251 Millionen Jahren — einem galaktischen Jahr — starben in zwei Schüben schlagartig 95 % aller Meeresarten aus. Sibirischer Vulkanismus, der Klimaeskapaden auslöste, soll daran Schuld gewesen sein. Das war bereits die dritte von fünf dokumen­tierten globalen Öko-Krisen, zugleich die schlimmste (sie beendete das Erdaltertum). 80 Millionen Jahre später hatte sich die Lebewelt erholt und gedieh üppiger denn je, freilich mit neuer Besetzung. Leben braucht Bedrohung — etwas.

Echsentod

Staub aufgewirbelt hat der Zwischenfall vor 65 Millionen Jahren. Er läutete die Erdneuzeit ein: 83 mm vorm Heute. Mit einem Schlag seien damals, an der Nahtstelle zwischen Kreide und Tertiär, die Saurier verschwunden. Warum? Vieles spricht für einen Kleinplaneten, der die Erde rammte, den Himmel verdüsterte, Feuer und Tsunamis ent­fachte. Man kennt das aus dem Kino. Tatsächlich gibt's eine Narbe passenden Alters. Der «Chicxulub»-Krater, vergraben unter der Halbinsel Yucatán, ist 180 km groß. Ob der Treffer wirklich Ursache des Faunenschnitts war? Ökosysteme sind labil. Starrheit angesichts des Wandels bedeutete Tod. Die gute Nachricht: In die Fußstapfen der Dinos traten nachtaktive Nager, unsere Vorfahren.

Die mittlere Kreidezeit war übrigens die reinste Sauna. Das Wasser stand uns bis zum Halse, und im Nordpolarmeer tummelten sich Verwandte heutiger Krokodile. (Passen wir nicht auf beim Kohlen­di­oxid­aus­stoß, haben wir Ende des Jahr­hun­derts schlimmsten Falls Temperaturen wie vor 70 Millionen Jahren!)

Im Juli 1994 konnte man der Bombardierung des Jupiter beiwohnen. Das Infrarot-Bild, aufge­nom­men von dem deutschen 3,5-m-Teleskop auf dem Calar Alto, zeigt, wo Bruchstücke des Kometen Shoemaker-Levy 9 den Jupiter rammen und in gewaltigen Feuerwolken verglühen. Ein Atomkrieg wäre dagegen vergleichsweise harmlos.

Bildquellen: The Field Museum (Chicago), Ely Kish, Calar Alto (MPIA)

geändert: 23.04.2004